Wenn mir einer vor, Mo-ment: wirklich etwa 20? ja!- 20 Jahren gesagt hätte, daß mein damaliger Schulkamerad Christian mal ein erfolgreicher Designer wird und sich unsere Wege irgendwann wieder kreuzen würden, ich hätte es irgendwie nicht so richtig geglaubt. Nein, nicht, weil ich es ihm nicht zugetraut hätte, aber wenn man mit 18 das Abi endlich in der Tasche hat, trennen sich doch die meisten Wege. Man geht eben auseinander. Bei manchen Mitschülern hoffte ich auch insgeheim, daß man sich nicht mehr begegnet. Und bei anderen freut man sich wie Bolle, wenn man sie wiedertrifft. So ging es mir mit Christian.
Im Laufe der Zeit ist aus ihm aber Christian von der Heide geworden. Ja, natürlich hieß er schon immer von der Heide, aber man hat es damals anders ausgesprochen. Jetzt hat sein Nachname einen anderen Klang, versteht ihr? Und das kommt auch nicht von ungefähr. Er war nämlich ganz schön fleissig in all der Zeit. Hat sein eigenes, erfolgreiches Label und für viele tolle Kunden gearbeitet. Und irgendwann, nachdem die amerikanische Burlesque Vertreterin Dita von Teese in sein Jobleben kam und ich wiederum aus Interesse um Dita wieder in seins… ach nee, das wird jetzt zu kompliziert. Jedenfalls hab ich ihn vor ein paar Jahren dann in seinem Hamburger Atelier besucht und war einfach sofort hingerissen. Und bin es immer noch. Von dem, was er aus seinem Leben gemacht hat, von ihm, seinem schicken Bart, seinem tollen Stil und mit welcher Leidenschaft er arbeitet. Ach ja, was er designt?
Christian entwirft Parfumflakons und Verpackungen, widmet sich dem Corporate, Logo und Editorial Design. Alles Dinge, von denen ich keine Ahnung habe und die mich per se beeindrucken, schon alleine, weil sie so cool klingen. Preise hat er auch schon eingeheimst, unter anderen 2012 den Deutschen Parfumpreis Duftstars für das erste Parfum von Dita von Teese. Womit wir wieder bei Dita wären. Das wollte ich natürlich genauer wissen und habe mir alles, was er so erzählen darf, erzählen lassen. Wie die Zusammenarbeit mit Dita funktioniert. Ob Dita eine konkrete Vorstellung dessen hat, was sie möchte, oder ob ein Marketingvorturner einfach die Parameter vorgibt und fertig, aus. Die Dita weiß aber sehr genau, was sie will, nix Vorturner und nur das Gesicht hinhalten und Geldbeutel auf. Sie ist professionellst vorbereitet und weiß, was sie will. #matchpoint. Da haben sich nämlich zwei gefunden. Beides Perfektionisten, überlassen nix dem Zufall und arbeiten präzise und mit viel Hingabe. Vielleicht verbindet so ein „von“ im Namen doch mehr, als man denkt.
Christians Liebe zum Detail spürt man auch, sobald man seine Hamburger Wohnung betritt, die wir fotografieren durften. Da hat jeder Flakon seinen Platz. Es riecht übrigens ganz köstlich hier. Und nix ist „zufällig“ in seinen Räumen gelandet. Perfekt arrangierte Blumen, überall liegen tolle Fundstücke, die Bücher könnten trotz Schieflage irgendwie nicht besser liegen, Kunstwerke zieren die Räumlichkeiten, und viele davon stehen am Boden. Das finde ich lässig. Am liebsten möchte ich mich sofort auf das große Sofa legen und in seiner Literatur schmökern. Und heimlich beim Rausgehen eine seiner Ketten mopsen. Seine erste eigene Kollektion übrigens: Sein Object trouvé #1, ein limitierter, handgefertigter Silberschmuck, der an Clips von Getränkedosen erinnert. Ganz schön schwer die Kette und liegt äußerst und verdammt geschmeidig am Hals #luxuryproduct
lwyd: Woher nimmst Du eigentlich Deine Inspirationsquellen für den Job?
CvdH: Inspiration ist für mich überhaupt nicht an meinen Beruf als Gestalter gebunden. Sie gehört vielmehr zur gesamten Persönlichkeit und basiert auf der Charaktereigenschaft eines Menschen. Sie ist nicht an gewisse Quellen gekoppelt. Inspiration ist ein nicht zu unterbrechender Strom und geschieht permanent und überall, sei es bei Begegnungen mit Menschen oder im Vorübergehen beim Erblicken eines Artdeco-Elements am Rockefeller Center New York.
lwyd: Dein aktuelles Herzensprojekt?
CvdH: Leider bringt es meine Arbeit als Gestalter oft mit sich, dass die aktuellen Projekte leider nicht erwähnt werden dürfen. Aber so viel kann ich verraten: wir heben aktuell ein neues, exklusives französisches Duft-Label aus der Taufe…
lwyd: Welches ist Deine Duftempfehlung für den Frühling?
CvdH: Mein Favorit ist derzeit Chanel No. 22 – sowohl für Männer als auch für Frauen.
lwyd: Und welches Accessoires ist das Must-have-at-home 2015?
CvdH: Für mich gibt es niemals Must-Haves, vielmehr sollte jeder seinen ganz individuellen Stil finden. Ich persönlich liebe meine Fundstücke, die ich aus der ganzen Welt zusammen getragen habe.
Als wir später die Wohnung verlassen bin ich ganz glücklich darüber, daß Christians Charakter immer noch seine unglaublich angenehme und unprätentiöse Art ausmacht. Im Zeugnis würde ich ihm auf jeden Fall eine Eins Plus mit Sternchen geben. #lovewhatyoudo #dowhatyoulove
Die tollen Fotos hat Michael de Boer gemacht!
Ein wunderbarer Beitrag, erfrischend und mit einer Leichtigkeit geschrieben, nicht hochtrabend, von Anfang an sympathisch.
Ein Designer, der seine Ideen aus dem Leben zu nimmt und nicht ständig nach der großen Inspiration sucht.
Schöne Bilder von schönen Dingen, die Wärme und etwas Angenehmes ausstrahlen und sich bestimmt auch gut anfühlen.
So jeder nach seinem Geschmack und nach seinem Gefühl.
Man wünscht ihm weiter ein erfülltes Leben, dann kommen die Ideen wie von selbst.
Und Frau Stitz, bitte mehr davon. Sie übertragen Ihre Freude auf den Leser.
Danke.
Ganz ganz lieben Dank, da freue ich mich sehr über Ihre lieben Worte!